WEHEN ÜBER WEHEN - MEINE SCHWANGERSCHAFT MIT LOTTE


Hallo ihr Lieben!

Lange habt ihr auf den Post über die zweite Schwangerschaft gewartet und heute bekommt ihr ihn endlich zu lesen. Den Erfahrungspost über meine erste Schwangerschaft mit Lilli haben viele von euch gelesen. Ich bekam eine enorme Resonanz in Form von Kommentaren, Mails, Briefen und PNs. Das alles hat mich wirklich sehr berührt. <3

Viele von euch wollten wissen, wie nach der Schwangerschaft mit Lilli die zweite mit Lotte verlaufen ist. Und viele fragte mich, warum wir uns dennoch ein drittes Kind wünschen.

In diesem Post gebe ich euch ganz viele Antworten auf eure Fragen und erzähle euch außerdem von der gesamten zweiten Schwangerschaft - ganz offen und ehrlich. Ich rede nichts schöner als es war, rede aber auch nichts schlechter als es war. Aber das kennt ihr ja mittlerweile aus meinen anderen Erfahrungspost. =)

Um es kurz vorab zu sagen: Die Schwangerschaft mit Lotte war noch viel, viel schlimmer. Zumindest vom gesundheitlichen Aspekt und der damit einhergehenden Gefahr für die ungeborenen Lotte her. Vom psychischen Faktor war es zwar auch sehr schwer, aber nicht mit den drei Monaten Krankenhaus in meiner ersten Schwangerschaft zu vergleichen.

Die ganzen Details erfahrt ihr im Laufe des Posts.
Also, auf geht's!





Bevor ich mit Lotte schwanger wurde, war ich noch ein weiteres Mal kurz schwanger. Das endete aber mit einem Frühabort. Aber das hatte ich zu diesem Zeitpunkt von Anfang an im Gefühl gehabt.

Danach hatte ich gesundheitlich viele Probleme. Ich hatte eine Blasenentzündung nach der nächsten. Oft entwickelte sich das Ganze zu einer Nierenbeckenentzündung.  Dazu kamen immer wieder andere Infekte im Unterleib: Eierstockentzündungen, Gebärmutterntzündungen, Zysten und heftigste Nierenkoliken.

Wer schon mal eine Nierenkolik hatte, weiß wovon ich spreche. Ich musste so oft ins KKH und so oft zum Arzt, dass es mir immer schlechter ging. Auf ein Antibiotikum folgte das nächste, erste Resistenzen wurden nachgewiesen, mein Gewicht reduzierte sich auf 45kg und ich wusste weder ein noch aus.

Ständig standen Medikamente und Schmerzmittel dem Kinderwunsch im Weg, dazu mein zu niedriges Gewicht und die starke Beeinträchtigung im Alltag durch all die Schmerzen und Torturen.

Daraus entwickelte sich irgendwie ein Teufelskreis: Es ging einem schlecht, aber man wünschte sich ein zweites Kind, man wurde nicht schwanger und dadurch ging es einem dann noch schlechter.

***

Irgendwann wurde es mir dann zu bunt. Ich ließ mir die Pille verschreiben - auch in der Hoffnung, wieder an Gewicht zuzunehmen und machte zusammen mit meinem Frauenarzt eine richtige "Kur". Einmal pro Woche ging ich hin, ließ alles untersuchen, Abstriche machen etc. Es gab wieder Antibiotika und ich nahm fortan die Pille.

Das zogen mein Frauenarzt und ich so lange durch, bis tatsächlich alles bekämpft war. Irgendwann war ich fit und hatte es mit Pille zurück auf 50kg geschafft.

Daraufhin ging es mir wesentlich besser. Nach 3 Monaten setze ich die Pille wieder ab. Micha und ich stellten uns nun auf eine lange Hibbelzeit an - mindestens ein halbes Jahr.

Es gab keine Ovulationstests, es gab keinen Mönchspfeffer, es gab fast nichts.
Doch ... manchmal habe ich morgens die Basaltemperatur gemessen, alllerdings sehr unregelmäßig und nur, um meinen Zyklus ein bisschen zu beobachten.

Doch dann kam es anders als erwartet. Ich hatte die Pille gerade mal 4 Wochen abgesetzt und war gerade dabei, für Michas Geburtstag Kuchen zu backen. Ich, die beim Backen nie was falsch macht, versemmelte allerdings ganze 3 Kuchen. Und ich war so durcheinander und wusste gar nicht, was mit mir los war.

Dann fiel mir erst die Hibbelei ein. Ich machte einen Test, während Lilli Mittagsschlaf hielt und Micha an der FH war und schwupps: ein rosa Strich. Ganz zaghaft, aber da. Ganz deutlich.






Sofort warf ich einen Blick auf meine Kurve und rechnete zurück.
Und tatsächlich! Alles kam hin und die Temperatur machte sogar einen zweiten Sprung. So war das bei mir nämlich auch bei Lilli gewesen.

Ich behielt das Ganze erst mal für mich, wollte noch abwarten ... einen anderen Test  machen.

Und erst als ich tatsächlich "Schwanger" auf dem digitalen Test las, wurde mir bewusst, dass es geklappt hat. Dieses Mal hatte ich ein gutes Bauchgefühl - im wahrsten Sinne des Wortes. =)





Als ich Micha davon erzählte, freute er sich wie verrückt. Und nur wenige Tage später ging es zum Frauenarzt. Der gratulierte uns, konnte die Fruchthöhle deutlich sehen und sogar schon die erste SSL messen: 3,88mm an 6+1 SSW.

Und das kleine Lotte-Herzchen wummerte fröhlich vor sich hin. =)






Zu diesem Zeitpunkt war noch alles okay. Wir unternahmen viel und stellten uns schon mal ganz zaghaft darauf ein, dass wir irgendwann zu viert sein könnten.

Ich sage euch, das ist ein komisches Gefühl!
Man liebt das eigene (und einzige) Kind ja abgöttisch und stellt es sich am Anfang fast unmöglich vor, diese Liebe und Aufmerksamkeit eines Tages teilen zu können.
Aber das ist ein anderes Thema ...

Ich hatte leichte Unterleibschmerzen und mir war extrem übel. Ich konnte nichts essen oder riechen und musste mich bei jeder Kleinigkeit übergeben. Bei Lilli war das anders gewesen. Da war mir nur schlecht gewesen, aber das Übergeben war mir erspart geblieben.

Ich nahm brav Folsäure und genoss die ersten Wochen.

Irgendwie hatte ich im Gefühl, dass die Schwangerschaft anders - vielleicht besser - verlaufen würde. Heute glaube ich, dass ich das mehr gehofft als gefühlt oder geglaubt habe.







Nur wenig später ging es dann aber auch schon recht schnell mit den ersten Problemen los.
Ich bekam Bauchschmerzen und eine leichte Blutung. Ich war total panisch und rannte sofort zum Arzt. Doch dem Mini-Krümelchen ging es gut. Nur meine Gebärmutter wurde bereits in der 8. Woche steinhart.

Ich sollte mich schonen und das tat ich auch. Zumindest so lange, bis die Blutungen aufhörten.





Die Unterleibschmerzen waren dennoch da und begleiteten mich rund um die Uhr. Ich verdrängte sie und versuchte sie mir wegzudenken. Ich glaube, ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass es wieder vorzeitige Wehen sein könnten.

Außerdem gab es da noch Lilli und den Haushalt und Micha steckte mitten in den Prüfungen.
Mit Schonen war da nicht viel ...

***

Im Vergleich zur ersten Schwangerschaft wuchs mein Bauch übrigens viel schneller. Ich brauchte schon super-früh Umstandshosen, weil ich in meine normalen Hosen nicht mehr reinkam.

Ihr werdet meinen Bauch sowieso für winzig halten. Das musste ich mir zwei Schwangerschaften lang von jeder Hebamme, jedem Arzt, jeder Freundin und überhaupt jedem anhören.

Aber für mich waren beide Babybäuche riesig, denn ansonsten bin ich immer sehr schlank gewesen und hatte fast einen kleinen Waschbrettbauch.






Im August wurde Lilli 2 Jahre alt.

Sie bekam ein tolles neues Bett und wir feierten ihren Ehrentag ganz besonders groß.
Immerhin würde es ihr letzter Geburtstag als Einzelkind sein.

Diese Tatsache wurde mir mit jedem Tag bewusster. Manchmal waren die Gedanken an die große Veränderung schön, manchmal auch beängstigend. Man wusste zwar, was mit einem Baby auf einen zukommt, aber nicht, wie der Alltag mit zwei Kindern funktionieren würde.

An erster Stelle stand ja sowieso, das kleine Baby in meinem Bauch erst mal so lange wie nur möglich auszutragen.





Hier seht ihr ein US-Bild vom 20.9. - ihr könnt euch ja ausrechnen, wie weit ich da ungefähr war.
Am 24.6. hate ich positiv getestet - also knapp 3 Monate vor diesem US-Bild.
Zu diesem Zeitpunkt fingen die starken Wehen an. Jetzt wurde uns wirklich mulmig zumute.

Der Gebärmutterhals stand zwar noch mit über 3cm, aber es hatte sich eine Art "Trichter" gebildet, der sich bei jeder Wehe - so sah man es auf dem US - gefährlich ausdehnte.

Ich wurde sofort in die Uniklinik überwiesen. Die wollten mich natürlich direkt bei sich behalten. Aber ich lehnte ab. Ich wollte nicht schon wieder mit so einer KKH-Geschichte anfangen.

Ich wollte nach Hause zu meiner Lilli und nahm mir vor, mich fortan noch mehr zu schonen.





Das, was ihr auf dem unteren Bild seht, hat Micha mir zum Ende der ersten 12 Wochen geschenkt, dazu noch ein kleines Rasselschaf.
Damit wollte er mir Mut machen und zeigen, wie froh er ist, dass wir schon mal den ersten "gefährlichen" Teil überstanden hatten.






Mein Bauch wuchs, die Wehen blieben stetig gleich.
Doch da sich am Gebärmutterhals nichts veränderte, durfte ich wieder kleine Runden spazieren gehen. Aber immer nur kurz. Die meiste Zeit war ich zum Liegen verdonnert. Denn die Wehen waren da, ebenso der Trichter und alles zusammen hätte sich innerhalb kürzester Zeit übel verändern können.

Ich unternahm noch recht viel - Lilli zuliebe.
Ich war so im Zwiespalt! Ich sollte mich schonen, um auf das Baby aufzupassen, aber gleichzeitig wollte ich nicht die letzte wertvolle Zeit verpassen, die ich für Lilli ohne Kind Nr. 2 hatte.

Deshalb übernahm ich mich (... zu diesem Zeitpunkt unbewusst ...) sehr. Abends bekam ich dann immer die Quittunng mit noch stärkeren Wehen. Aber ich redete mir wieder und wieder ein, dass die Wehen sich nicht auswirken würden.





Doch es kam anders.

In der 16. SSW ging es wieder zum Arzt und dieses Mal mit der Diagnose: Trichter, Wehen, Gebärmutterhals bei nur noch 1cm.

...

Die Wehen hatten sich ausgewirkt, verkürzten den Gebärmutterhals. Nur noch 1cm!

Jetzt schoben wir wirklich Panik. Ich fesselte mich an die Couch und stand nur noch fürs Nötigste auf. Michas Mutter kam aus Essen angereist und half uns in regelmäßigen Intervallen mit Lilli, dem Haushalt und Einkäufen.

(An dieser Stelle noch mal ein großes DANKE an die Oma!)






Die Zeit verbrachte ich mit sinnlosen Computerspielen, Fernsehen, Rätselraten und noch vielen weiteren langweiligen Beschäftigungen. Die Decke fiel mir echt auf den Kopf und ich hatte das Gefühl, durch das Liegen aufzugehen wie ein Hefekloß.

Tagsüber war Lilli bei der Tagesmutter und wenn sie da war, verbrachte ich jede freie Minute mit ihr. Wir lasen hunderte von Büchern, spielten Spiele auf der Couch, kuschelten und puzzelten.

Die ganze Zeit über hatte ich miese Wehen. Je mehr ich mit Lilli machte - auch von der Couch aus - umso schlimmer wurden sie. Ich schluckte das alles aber herunter. Für mich war die Lilli-Zeit extrem wertvoll.





In der ganzen Zeit verfrachtete Lilli ihr halbes Kinderzimmer ins Wohnzimmer. Sie wollte unbedingt bei mir sein. Sie half auch ganz viel und zeigte unglaublich viel Verständnis für eine 2-Jährige. Sie schimpfte sogar und sagte: "Nicht aufstehen, Mama!" 
Kein Scherz.






Während der ganzen Zeit kam noch unsere neue Couch und wir strichen das Wohnzimmer hell. Das war eigentlich auch zu viel Belastung, aber mein Nestbautrieb nahm Überhand.







Ich musste 1-2x wöchentlich zum Frauenarzt zum US und CTG.
In der 18 SSW entstand das erste 3D-Bild und wir erfuhren, dass wir ein weiteres Mädchen bekommen würden. =)






Und von Woche zu Woche lag ich auf der Couch.
Ich lag und lag und lag. Die Wehen waren richtig fies. Ich musste Schmerzmittel nehmen und ich bangte mehr um Lotte als ich es je um Lilli während der Schwangerschaft getan hatte.
Das lag ganz einfach daran, dass bei Lilli zwar Wehen da gewesen waren, doch dank Wehenhemmer hatten die nie etwas bewirkt. Bei Lotte hingegen sah alles ganz anders aus.

***

Entlastend war, dass ich mich zu Hause schonte.
 Jedes KKH, jeder Arzt versuchte mich vom Gegenteil zu überzeugen. Alle rieten mir, mich in einem Krankenhaus unterzubringen. Aber ich erklärte immer und immer wieder, dass meine Wehen auch nicht besser werden würden, wenn ich depressiv im KKH liege - einsam, ohne Lilli, in fremder Umgebung, mit Schlafmangel. Und ich sprach aus Erfahrung.

Zu Hause hatte ich Privatsphäre und Familie und das tat mir ausgesprochen gut.

Ich gebe zu, zwischendruch gab es dennoch kleine Fluchtausflüge, weil ich etwas mit Lilli erleben wollte. Aber diese Ausflüge sahen wirklich so aus: Von der Couch ins Auto, vom Auto an den Strand, Decke und hinlegen oder -setzen. Ich bin nicht herumgerannt oder so. Und das Ganze haben wir auch nur sehr, sehr selten gemacht.







Um die 24. SSW herum kam dann die Schreckensdiagnose:

Der Muttermund war fingerdurchlässig, der Gebärmutterhals stand nur noch 3-4mm. Bei jeder Wehe öffnete sich dieser Trichter (also der innere Muttermund) extrem, klaffte richtig.

Die Wehen waren lang - bis zu 90 Sekunden und sehr heftig.

Mein Arzt ließ mich keinen Schritt mehr gehen, wollte mich sofort in einem KKH untergebracht wissen. Und ich fuhr auch. Tatsächlich.
Ich ließ mich sogar einweisen und lag daraufhin im Krankenhausbett und schluckte meine erste Tablette Adalat. Das ist ein oral einzunehmender Wehenhemmer. Hier im Städtischen KKH werden Wehen nämlich mit Adalat behandelt, in der Uni Klinik, in der ich während Lillis Schwangerschaft lag, ausschließlich über einen Venenzugang.

Doch - das wird für euch nicht überraschend kommen - ich hielt es nur wenige Stunden im KKH aus. Ich bekam totale Panik. 
Ich glaube, ich habe echt einen Knacks davon, dass ich mit Lilli so lange im KKH gelegen habe.

Jedenfalls fingen Micha und ich zu streiten an. Er wollte, dass ich bleibe, weil es um Lottes Leben ging. Ich wollte aber nach Hause und habe versucht zu erklären, wie ich mich fühle.
Am Ende schrien wir uns an und ich flüchtete aus dem KKH.

Ich meine ... für alle, die so etwas nicht durchgemacht haben, klingt es völlig unüberlegt, sich den ärztlichen Anweisungen zu widersetzen. Immerhin geht es um ein ungeborenes Leben. Aber wenn man das alles schon einmal durchgemacht hat, weiß man, wie schlimm es auf Dauer im KKH sein kann.

Ich wollte einfach zu Hause sein. Bei Lilli. Bei Micha. Ich wollte nicht 24h mit jemand Fremden in einem Zimmer liegen - ohne jegliche Privatsphäe. Nein, nicht noch einmal! Das Thema hatte ich längst hinter mir gelassen.

***

Am Ende haben wir uns wieder vertragen und Micha fing an, mich zu verstehen. Wir gingen den Kompromiss ein, dass ich noch einmal zurück ins KKH gehe, um abzuklären, ob ich das Adalat zu Hause nehmen kann.

Der Oberarzt führte ein langes Gespräch mit uns, versuchte mich auch immer wieder zum Bleiben zu motivieren und schaute sich noch einmal den Gebärmutterhals an. Er kam aber zum gleichen Ergebnis wie mein Frauenarzt: Muttermund schon offen, Gebärmutterhals fast weg, dazu die Wehen.

Aber ich beharrte auf dem, was ich wollte. Psychisches Wohlbefinden ging für mich in diesem Moment vor. Ich wusste, dass eine psychische Misslage alles nur schlimmer machen würde.

Nach dem Gespräch ging es zurück zum Frauenarzt. Micha machte das allein, weil er mich sofort auf die Couch verfrachtete. Und ich bekam tatsächlich Adalat. Für zu Hause.

Ich sollt es erst mal die Höchstdosierung nehmen - 4x am Tag und eine Woche lang.
Michas Mutter kam in der Zwischenzeit auch wieder angereist. Denn dadruch, dass ich nun wirklich zu 100 Prozent liegen bleiben musste, brauchten wir Hilfe.





Dieses Mal hielt ich mich ans Liegen. Ich stand wirklich nur für Badezimmergänge auf.
Das Adalat nahm ich regelmäßig und durchlebte damit die heftigsten Nebenwirkungen, die ich je von einem Medikament bekommen hatte!

Ich kannte ja den Wehenhemmer über die Vene. Der war damals schon schlimm. Aber das kam nicht annährend an das Adalat ran.

Ich hatte Drehschwindel, Übelkeit und so eine heftige Dauer-Migräne, dass ich zum Adalat haufenweise Schmerzmittel nehmen musste. Ich dachte, mein Kopf würde explodieren. Ich wurde knallrot im Gesicht, begann zu zittern und mir wurde ganz komisch und unruhig.

Nach 2 Tagen war ich kurz davor, das Mittel abzusetzen. Doch der einzige Ausweg wäre der andere Wehenhemmer in der Uni Klinik gewesen und das kam für mich nicht in Frage.

Jeden Tag schaute ich Lilli an und wusste, wofür ich das tat, ... wofür ich das Ganze zu Hause durchhielt.

Ich nahm das Adalat tapfer weiter und nach 5-6 Tagen klangen die Nebenwirkungen allmählich ab.







Ich ging weiterhin regelmäßig zum Arzt. Doch der Gebärmutterhals blieb verkürzt (Der kann sich nämlich auch wieder aufbauen.) und so musste ich das Adalat weiternehmen.

Wochenlang. Normalerweise ist das für kurze Intensiv-Behandlungen vorgesehen - vor allem in so einer hohen Dosierung.

***

Übrigens bastelte ich in der Zeit auch den Schwangerschafts-Stempelkalender für die letzten 100 Tage zum Stempeln für Lilli. =)







Ich versuchte ohnehin trotz dem Liegen ganz, ganz viel für Lilli da zu sein.
Im Sitzen backte ich Kekse mit ihr und tuschte und/oder bastelte. Außerdem spielten und lasen wir ganz, ganz viel.

Der Dezember kam und der Nikolaus brachte Lilli ein paar Kleinigkeiten.

Auch Lillis Oma war wieder zu Besuch. Deshalb schlief ich auch bei Lilli im Kinderzimmer, weil Michas Mutter so im Schlafzimmer und Micha im Wohnzimmer schlafen konnte.

(Micha und ich schlafen getrennt - schon immer. Das hat gar nichts mit der Beziehung zu tun. Ich bin nur eine miserable Schläferin und ohnehin mehr wach als dass ich schlafe. Und wenn dann jemand neben mir liegt, laut atmet, wühlt oder schnarcht, geht gar nichts mehr.)






Im Dezember entstand auch dieses süße 3D-Bild von Lottes Faust. Wir bekamen auch Füßchenfotos und eine 3D-Ansicht davon, dass wir hundertprozentig ein Mädchen bekommen würden.

Nur ihr Gesicht mochte Lotte nicht zeigen. =)

Das 3D-US haben wir uns gegönnt, um uns noch mal einen ganz dollen Kraftschubser zu geben.





Und im Dezember wurde ich 25.
Den Geburtstag feierten wir zu Hause in aller Ruhe. Ich blieb auf der Couch und die Freunde kamen alle zu Besuch und umsorgten mich - sehr süß. =)

Aber für ein Bauchfoto musste ich natürlich trotzdem mal etwas posen. =)

Ich bekam so süße Geschenke an diesem Geburtstag. Von Micha z.B. die Seesternhalskette, die ich immer trage. Ich liebe sie.







Auf meinen Geburtstag folgte Weihnachten. Auch das verbrachten alle bei uns - bedingt durch meine Situation.

Oh je, auf dem unteren Bild sehe ich so fertig aus ...
Aber so sieht man aus, wenn man eigentlich gar keine Sonne mehr auf die Haut bekommt, ständig Schmerzen hat, Medikamente nimmt und schlecht schläft - im Dezember ging das immerhin schon gute 4 Monate lang so. (Plus die Zeit davor, in der ich auch schon ständig Liegen musste wegen Blutungen, harter Gebärmutter etc. - 4 Monate waren es nur seit der aktuen Diagnose.)







35+0 SSW "feierten" wir ganz groß.
Warum? Weil Lilli an diesem SSW-Tag auf die Welt gekommen ist. Und Lotte hatte es trotz heftigerer Wehen und schlimmerer Lage schon weiter geschafft. =)







Ich nahm das Adalat bis 36+0 SSW, danach durfte ich es gänzlich absetzen.
Nun stand einer Geburt nichts mehr im Wege.
Es wäre zwar noch etwas zu früh, aber okay. Kein KKH stellte sich dem mehr in den Weg.

Fortan war ich wieder frei.

Frei.

Ich durfte raus, ich durfte spazieren gehen. Ich durfte tun und lassen, was ich wollte. =)

Und das genoss ich so richtig. Die Wehen waren immer noch da, aber ich verließ mich darauf, dass Lotte am besten wissen würde, wann es losgehen darf. =)






Wir gingen spazieren, tobten, spielten, alberten herum.
Ich genoss jede "freie" Stunde mit Lilli so sehr. Ich versuchte alles aufzuholen, was ich in den letzten Monaten verpasst hatte.

***

Doch irgendwann wurden die Wehen zu heftig. Sie kamen alle 2 minuten und dabei so stark, dass das CTG heftig ausschlug. Doch der Gebärmutterhals veränderte sich plötzlich nicht mehr.

Ich war so fertig. Ich hatte schon so viel durch und ich hielt die Schmerzen einfach nicht mehr aus.
Ich konnte nicht mehr schlafen, mich kaum noch bewegen. Ständig kamen lange, ausdauernde Wehen.






Das KKH kannte mich mittlerweile gut und konnte nachvollziehen, warum ich körperlich am Ende war.

Es gab viele Gespräche, bis wir uns letztendlich für einen Kaiserschnitt an 38+0 entschieden.
Sollte Lotte vorher kommen, wäre das auch ok. Aber 38+0 sollte der Tag sein, an dem ich von den Schmerzen erlöst werden würde.

Bis dahin musste ich noch durchhalten.

Das war nicht einfach. Ich kämpfte mich ca. 7 Tage lang mit übelsten, langen Wehen durch und musste jeden Tag zum Frauenarzt, bis endlich der langersehente Tag anstand.





Aber das ist ein anderes Thema ...
Von der Geburt, dem Kaiserschnitt, erzähle ich euch im nächsten Erfahrungspost.

***

Aber bevor dieser Post zu Ende geht, möchte ich unbedingt noch einiges dazu sagen:

Es war nie vorhersehbar, wie lange Lotte es tatsächlich im Bauch "aushalten" würde. Damals bei Lilli wurde der Wehenhemmer abgesetzt und dann ging es auch direkt mit der Geburt los. Bei Lotte setzte ich das Adalat ab und bummelte danach tatsächlich noch zwei Wochen mit Lotte im Bauch herum.

Und was das Wichtigste für mich war und dieser Schwangerschaft trotz der miesen Lage etwas Positives verschafft hat, war die Tatsache, dass ich zu Hause war. Nichts war mehr wert gewesen als das.

Klar, es ist trotzdem verdammt schwer für mich gewesen. Ich lag auf der Couch, fast von der 8. SSW an. Ich konnte mich nicht einfach ins Auto oder in den Bus setzen und shoppen gehen. Ich konnte nicht einkaufen, nicht raus, nicht auf Spielplätze, gar nichts.

ABER: Ich war zu Hause. Lilli und Micha waren in meiner Nähe; ich war in vertrauter Umgebung; konnte fernsehen so lange ich wollte; konnte essen, was ich wollte; konnte aussehen, wie ich wollte.

Und das war so, so wichtig!

Immerhin hatte ich mit Lillis Schwangerschaft schon einen 3-monatigen KKH-Aufenthalt hinter mir. Daher weiß ich, wovon ich rede.

Man liegt da mit fremden Menschen; hat nicht mal einen eigenen Fernseher; muss essen, was auf den Tisch kommt; ist nie allein; wird morgens um 6 geweckt; hat kein eigenes Bad; liegt in einem unbequemen Bett und ist einfach nur einsam.

***

Von daher war es für mich die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Wer weiß, wie ich die Schwangerschaft sonst überstanden hätte.

Ich habe mich auch während der ganzen Liegerei viel mit dem Thema befasst, es gegoogelt und mit verschiedenen Ärzten im KKH gesprochen. Und es gibt schon eine ... mehr oder weniger .. klare Tendenz dahin, dass das psychische Wohlbefinden während einer Schwangerschaft sehr wichtig ist - vor allem bei vorzeitigen Wehen. Denn je mehr Stress, desto schlimmer.

Ich bin jedenfalls froh, dass ich so hart dafür gekämpft habe, zu Hause liegen zu können.

***

So, das war der la...nge Post über meine Schwangerschaft mit Lotte.

Nun bin ich gespannt auf eure Kommentare!
Wer von euch ist auch Mehrfachmami und hat zwei miese Schwangerschaften hinter sich? Oder bei wem war es ganz anders: Eine doofe und eine gute Schwangerschaft?

Und zum Thema 3. Kind: Darauf gehe ich noch mal ausführlich nach dem Geburtspost ein, aber eines schon mal vorab: Was sind 9 Monate gegen ein Leben?

Ich danke euch für eure Zeit zum Lesen!

Alles Liebe,

eure Mari