PROJEKT LOSLASSEN: GESCHEITERT.


Hallo ihr Lieben!

Erinnert ihr euch noch an meinen Post "Ein Stück loslassen"?

Seit Mitte Juli ging es also zur Eingewöhnung bei der Tagesmama. In der Facebookgruppe zum Blog hielt ich euch darüber auf dem Laufenden.

Der Anfang der Eingewöhnung verlief völlig normal und bedenkenlos. Aber mit der Zeit wurde es immer schwieriger und Lotte begann sich außerhalb der Eingewöhnungszeit zu Hause sehr zu verändern.

Wie genau sich das geäußert hat und wie die Eingewöhnung ansonsten bis zum endgültigen Aufgeben verlaufen ist, erzähle ich euch in diesem Post.

ACHTUNG: Langer Post und viel Text!





Die ersten 2-3 Tage kamen wir gemeinsam zum Frühstück und blieben etwa 2-2,5 Stunden gemeinsam. Wir nahmen an den gemeinsamen Ausflügen teil und beobachteten alles.





Lotte verhielt sich nicht ungewöhnlich. Sie blieb immer in meiner Nähe, schaute sich aber auch interessiert um. Wenn ich mal zwei Schritte wegbewegte, war das nicht sofort ein Problem. Irgendwann griff sie dann immer wieder nach meiner Hand, aber ansonsten war alles okay.





Nach 3-4 Tagen durfte die Tagesmutter sich ein Stück weiter nähern. Lotte ließ sich auch mal die Schuhe von ihr anziehen oder aus dem Hochstuhl heben. Das ist nicht direkt von Beginn an möglich gewesen. Aber nach jedem direkten Kontakt "flüchtete" sie sofort wieder zu mir.

Sobald wir gemeinsam draußen waren, bewegte sie sich etwas freier. Allerdings nur, solange sich niemand - außer mir - in ihrer unmittelbaren Nähe befand.

Mit einem Kind verstand sie sich sehr gut, mit einem anderen überhaupt nicht. Sobald es sich ihr näherte, versteifte sie und wollte sofort zurück zu mir.

An den Mahlzeiten nahm sie jedes Mal sehr gern teil und futterte wie eine Weltmeisterin. Zu Hause hat sie nie solche Mengen verdrückt. Ich war beeindruckt.





Irgendwann auf einem Spielplatz, trennte ich mich das erste Mal von ihr, blieb aber in der Nähe und sah sie auch. Lotte weinte nicht, war aber auch hochgradig beschäftigt. Sobald sie aufsah und bemerkte, dass ich weg war, lief sie völlig wirr los, schrie und suchte mich. Ich kam natürlich sofort dazu.

Das nächste Mal trennte ich mich bei der Tagesmama zu Hause. Ich ging nur um die Ecke und Lotte schrie und schrie und schrie. Die Tagesmama holte mich nicht zurück. Aber nach ca. 10 Minuten hielt ih es nicht mehr aus und kehrte eigenständig zurück.

Das dritte Mal trennte ich mich beim Kinderturnen und blieb vor der Tür. Lotte hat geschrien und geschrien. Es war so heftig. Und ich sollte nicht reinkommen. Ich war völlig überfordert und blieb dann auch draußen. Aber sie schrie 30 Minuten durch und ich bekam solche Bauchschmerzen. Sie beruhigte sich wirklich erst, als sie mich dann wieder sah.







Das Verhältnis zwischen Lotte und Tagesmutter war dennoch okay. Sie wollte nicht viel mit der Tagesmama am Hut haben, aber es war in Ordnung, wenn sie Lotte mal etwas gab oder sie ansprach.


Beim Spielen blieb Lotte ständig distanziert. Ich musste immer in unmittelbarer und greifbarer Nähe bleiben. Bei der Tagesmutter zu Hause zog sie sich meist auf die Treppe neben der Haustür zurück.





Lotte klammerte sehr an mir.

Dann bekam ich eine starke Blasenentzündung, musste liegen und Antibiotikum schlucken. Zwei Tage lang übernahm deshalb Micha die Eingewöhnung. Da steckte ich natürlich nicht drin und Micha berichtete sehr wortkarg darüber. Männer halt ...





Die Woche darauf, am Montag, übernahm ich wieder und sollte direkt nach dem Frühstück nach Hause und Lotte auch dort schlafen lassen. Ich fand, das ging viel zu schnell. Aber irgendwie dachte ich auch, die Tagesmutter würde schon wissen, was sie tut.

Als ich fuhr, schrie Lotte so was von panisch. Zu Hause ging es mir furchtbar und ich musste mich richtig ablenken. Da ich aber keinen Anruf erhielt, glaubte ich, es wäre alles in Ordnung. 

Nach dem Schlafen holte ich sie wieder ab. Sie schien sehr in sich gekehrt, aber nicht so, als ob es ihr schlecht ergangen wäre.

Am nächsten Tag machten wir dann erst mal eine Pause.





Am Mittwoch ging es weiter und an diesem Tag verhielt Lotte sich völlig verstört. Sie wollte nicht aus der Wohnung, nicht ins Lastenrad, nicht zur Tagesmutter. Sie wollte eigentlich alles verhindern, damit sie nicht dorthin muss. Wir fuhren trotzdem und ich sollte wieder nach dem Frühstück fahren. Lotte hatte am Vortag schon nichts mehr gegessen, aß auch an diesem Tag nichts. Sie zog die ganze Zeit so eine ängstliche Schnute ... als ob sich ein Panikluftballon in ihr füllte, der jederzeit zu platzen drohte.

Und als es dann daran ging, dass ihr fahren sollte, war es tatsächlich so. Lotte krallte sich ans Lastenrad, streckte sich zu mir, wollte nicht, dass ich gehe. Sie schrie so panisch! Ich drehte innerlich durch. Nach außen ließ ich mir aber nichts anmerken. Die Tagesmama tat Lottes Verhalten ab.

Auf dem Weg nach Hause bekam ich glasige Augen, zu Hause dann Durchfall. Es ging mir richtig schlecht. Ich konnte nicht mal erklären, warum ich überhaupt gegangen war und ich wollte sie wieder zurückholen, kam aber nicht weg, weil das Lastenrad von einem parkenden Auto eingesperrt war.

Ich fühlte mich so schlecht! Als ich sie schließlich abholte, war sie völlig verstört. Sie lachte nicht mehr, war wie ausgewechselt. Sie verweigerte jegliches Essen und klammerte schlimmer als je zuvor. Ich durfte mich nicht mal mehr von ihr wegdrehen.

Mein Bauchgefühl war im Keller. Ich glaubte, das Ganze würde nichts für sie sein. Micha und ich entschieden uns schließlich tatsächlich gegen die Betreuung. Lotte war einfach zu merkwürdig zu Hause und vermutlich noch nicht reif dafür.

Am nächsten Morgen teilten wir dies der Tagesmama mit und sie überredete uns, es noch mal zu versuchen. Ich gab nach - unter der Bedingung, dass wir das Ganze einen Gang zurückschalten.

Doch an diesem Tag war es - obwohl ich nicht ging - schlimmer denn je. Lotte aß weiterhin nichts. Lotte wollte nicht mehr, dass die Tgesmutter sie anfässt oder anguckt. Lotte wich nicht von meiner Seite. Lotte krallte sich an mir fest. Lotte schrie panisch, als die Tagesmutter sie mir (ungefragt) zum Wickeln entriss.

Und nach einer langen Diskussion mit der Tagesmutter (das ganze Gespräch würde jeglichen Rahmen sprengen) über Lotte und die Reaktion der Tagesmutter auf meine Sorgen und Bedenken, war es für mich vorbei.

Lotte verweigere das Essen, weil sie mich "in der Hand" habe.
Lotte wäre zu viel verwöhnt worden.
Lotte müsste halt schreien, damit sie das lernt.

u.v.m.

Ich wurde innerlich rasend, riss mich aber zusammen. Die Tagesmutter ging weder auf mich noch auf Lotte einfühlsam ein. Und da war für mich klar, dass das nicht funktioniert.

Nachdem ich Lotte das erste Mal dort allein gelassen hatte, hatte die Tagesmutter ja auch erzählt, dass Lotte sich dann schreiend an sie geklammert hätte, aber dass die Tagesmutter das natürlich nicht zulassen konnte, weil sie noch andere Kinder hat.

Da dachte ich auch: Hallo? Im Kindergarten werden neue Kinder auch ganz intensiv und einfühlsam betreut.

 Da blutete mir das Mutterherz. =(

Und dann waren da noch mehr fragliche Aspekte, die mir zu schaffen machten.
So wusch sie sich nicht einmal die Hände, nachdem sie Kind 1 (großes Geschäft) gewickelt hatte, um anschließend Kind 2 zu wickeln (großes Geschäft) und im direkten Anschluss Lotte zu wickeln. 

Und als ich sagte, ich würde Bobbycarschuhe mitbringen, weil Lottes Schuhe sonst beim Bobbycarfahren kaputtgehen würden (ein anderes Kind dort hat auch Bobbycarschuhe) hieß es, dass das zu aufwändig sei, die dann auch noch jedem Kind überzuziehen.

Und noch viel, viel mehr, was ich jetzt gar nicht mehr aufzählen möchte.

 Jedenfalls war mein Bauchgefühl richtig und gerade zum Schluss sprach alles gegen diese Betreuung.

***

Danke für eure Geduld, das alles zu lesen.

Unser Projekt "Betreuung für Lotte" scheiterte. Wie es nun weitergeht, weiß ich nicht. Aber ich halte euch auf dem Laufenden

Momentan hoffe ich einfach, dass Lotte sich wieder fängt. Sie ist nämlich immer noch total verändert, isst kaum etwas und weicht nicht mehr von unserer Seite. Auch nicht, wenn wir - Micha und ich - allein mit ihr sind. 

Alles Liebe,

eure Mari